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Archiv für den Monat: Mai 2015

Ein Königreich für einen Löwen

Musical-Premiere des Jugendchores begeistert die Zuschauer

Als Jonathan Jakob als König Mufasa mit seinem kräftigen Löwenruf aus „Circle of Life“ das Musical „Ein Königreich für einen Löwen“ eröffnete, ahnte noch keiner der etwa 200 Zuschauer in der Johannesberger Schulturnhalle, in welche Richtung die 14 Sängerinnen und Sänger ihr eigens umgesponnenes Musical führen sollte. In den Mittwochsproben und an drei Probewochenenden im Schwesternhaus feilte man an den eigens arrangierten Liedern, den Solo-Stücken, am afrikanischen Bühnenbild, an Texten, Schauspiel und Choreographie. Jakob Ullrich fertigte das Bühnengestell an, Eltern und Jugendliche schneiderte die Kostümen und eineinhalb Stunden vor Beginn schminkten vier flotte Mädels die Schauspieler zu Löwen, Hyänen und den anderen Tieren. Um 15:00 Uhr war Alles auf den Punkt gemeistert – die nächsten zwei Stunden sollten beweisen, dass sich die anstrengenden Mühen gelohnt haben.

„Der „Circle of Life“ gehört einfach dazu“, war man sich vor gut zwei Jahren einig, als die Proben starteten. Dezent von der Band um Allzweckwaffe Ina Roloff (Klavier), Max (Gitarre) und Johannes Hartmann (Schlagzeug) begleitet, schaffte der Chor einen sensiblen Einstieg in die gut eineinhalbstündige Show. „Das ist so unfair!“, ließ Simba-Darstellerin Katharina Knöpfle die ersten Worte bestimmend ertönen. Denn sofort wandte sich die bekannte Geschichte aus Disneys „Der König der Löwen“ ab. Scar hatte Mufasa nicht getötet, Simba musste im Elternhaus erwachsen werden und stand mitten in der Pubertät, als er meinte: „Ich will jetzt gleich König sein!“ Hervorragend präsentierte Katharina gemeinsam mit Amelie Kraus als Vogel Zazu und Luca Eichhorn als Löwenmädchen Nala den zweiten Song. So schlenderten dann Nala und Simba durch die Savanne, als sie plötzlich ein leises Weinen vernahmen. Riccio, ein Hyänenjunges (dargestellt von Esther Wombacher) lag an einem Stein und war sauer auf ihre Eltern, da sie so gemein zu ihm waren. Gemeinsam verabredeten sie sich zum Spielen am nächsten Tag. Angestachelt von den Neckereien ihres Vaters und allein auf der Bühne versauernd offenbarte Katharina ihren Gemütszustand im wie aufs Auge gedrückten „Niemand“ von Gregor Meyle. Mit bestimmter und ausdrucksstarker Solostimme sang sie den Song mit einem Elan, dass Schauspielerei und Wirklichkeit zu verschmelzen schienen. Als gegen Ende des Liedes der Chor mit einstieg und Gitarre und Schlagzeug immer lauter und kraftvoller spielten, tobten die begeisterten Zuschauer und applaudierten kräftig. Wie im Original-Musical fanden sich dann Scar, gespielt von Initiatorin und Autorin des Musicals Lilo Roloff, und die Hyänen (Vater: Leon Meyer, Mutter: Sabine Kraus, Shenzi: Michelle Meyer, Kira: Leonie Wüst, Kim: Alicia Bauer) in der Höhle zusammen, denn Scar hatte immer noch nicht aufgegeben, Mufasa von seinem Thron zu stürzen, um selbst König zu sein. Ein erster Versuch, Mufasa zu töten, scheiterte an der Inkompetenz der dümmlichen Hyänen. „Seid bereit“ einen neuen Versuch zu wagen, stimmte Scar seine Hyänen ein, um einen weiteren Umsturzversuch zu starten. Unterdessen hieß König Mufasa in seiner Rede zur Lage der Nation alle tierischen wie menschlichen Zuschauer willkommen und blickte zufrieden auf seine 35-jährige Regentschaft – in Anspielung auf das Jubiläum des Kinder- und Jugendchores bei der Chorgemeinschaft Johannesberg – zurück. Ein lautes und mitleiderregendes „Oooh“ gab es für Alle, die nicht dabei sein konnten. So kam es dann zur ersten Aussprache zwischen Mufasa und Simba um die Thronfolge, die im herrlich interpretierten Duett-Stück „Father and son“ von Cat Stevens einen weiteren Höhepunkt setzte. Während Simba nach Verneinung seines Wunsches, endlich König zu sein, auf dem Weg zu Nala zum Schlafengehen war, tauchte plötzlich Scar hinter ihm auf, um ihn für seine Umsturzpläne zu gewinnen. Frech und unbeeindruckt wiegelte Simba ihn ab und zeigte Loyalität zu seinem Vater. Im Schlaf tauchten dann plötzlich die Hyänen mit großem Besteck auf. Zu „The lion sleeps tonight“ schlichen sie sich an die beiden schlafenden Löwen heran, um sie zu töten und zu fressen. Wie aus dem Nichts tauchten Erdmännchen Timon (Nico Kopp) und Warzenschwein Pumba (Oskar Roloff) im Baströckchen auf. Nach kurzer Unschlüssigkeit erkannten sie den Ernst der Lage und suchten einen Weg, Simba und Nala vor der Gefahr zu erretten. Im „Hula Dance“ pries Timon den viel leckereren Schinken von Pumba an.So konnten sie die Hyänen weglocken. Simba und Nala kamen dadurch zu spät zu ihrer Verabredung mit Riccio, offenbarten ihm aber, was seine Familie mit den Beiden vorhatte. Ungläubig und ratlos schlich Riccio nach Hause in die Höhle und stellte seine Eltern zur Rede. Mit Bravour präsentierte Esther ihr Solo-Stück „Roar“ von Katy Perry und klagte dabei vehement die Dummheit und Torheit ihrer Eltern an. Doch auch ihre Eltern und Geschwister waren mit der Entwicklung ihres Jungen nicht einverstanden. „Junge, warum hast du nichts gelernt?“, hallte es vorwurfsvoll aus Mama- und Papahyänens Stimme, stilvoll und neckisch zum Hit der Ärzte. Leon und Sabine versetzten das Publikum erneut in Begeisterungstürme und tosenden Beifall. Simba und Nala versuchten unterdessen, ihren Frust über die Eltern im Alkohol zu ertränken, ehe Mufasa seinen Sohn Simba bestimmend von Nala los riss und mit nach Hause nahm. Allein zurückbleibend schwelgte Nala in James Arthurs Lied „Impossible“ – eine klare, technisch starke Interpretation des Songs voller Inbrunst und Stimmgewalt. Im Höhepunkt von Wut und Tristesse beschlossen Simba, Nala und Riccio nun, ihre Eltern zu verlassen, um ihr Glück alleine in der Savanne zu suchen. Mit Kaffee, Kuchen und W-LAN läuteten sie die Pause ein.

Mit dem Klassiker „Can you feel the love tonight“ begann der Chor den zweiten Teil des Musicals. Nach einer ruhigen Nacht, in der sich Simba und Nala spürbar näher kamen, erwartete sie am nächsten Morgen das Gesicht von Botenaffe Rafiki (Nils Beyer), der ihnen mitteilen sollte, dass ihre Eltern die beiden vermissen würden und sie nach Hause kommen sollten. Doch Simba und Nala schafften es, Rafiki zu überzeugen, ihnen ein lustiges Lied vorzusingen und seinen eigentlichen Auftrag zu vergessen. Und so tanzten die beiden zu Nils‘ Solo-Stück „Stolen Dance“ von Milky Chance. Kurz darauf kehrte Riccio von der Futtersuche zurück. Er sei seinen Eltern begegnet. Und schon standen die Hyänen da, und gleich darauf auch Mufasa und Zazu – alle mit der Absicht, ihre Kinder nach Hause zu holen. Im eigens umgedichteten „Pokerface“ von Lady Gaga warfen sich beide Parteien unschöne Worte an den Kopf. Da erschienen Pumba und Timon, Letzterer in Pfarrerkutte. „Meine Brüder… und Schwestern“, wollte er mit Zitaten aus der Bibel in all dem Chaos vermitteln, und präsentierte zusammen mit Pumba ihr Lebensmotto: „Hakuna Matata!“ Mit Witz und großer Freude besänftigen die beiden die Streitenden. Plötzlich sprang Scar aus seinem Versteck und griff Mufasa an. Während Timon ausschweifend überlegte, was man machen könnte, um Mufasa zu helfen, hatte Rafiki den entscheidenden Vorschlag: mit einem Lied anfeuern! Während alle Tiere in Shakiras „Waka Waka“ ihre jeweilige Partei anfeuerten, lieferten sich Mufasa und Scar ein gewaltiges Gefecht in der ganzen Turnhalle. Scar schien Mufasa überlegen zu sein und hatte ihn beinahe schon besiegt, als Simba eingriff, um Mufasa zu helfen. Mit Mut und Stärke schaffte es Simba, Scar zurückzudrängen, fing sich dabei selbst aber einen pikanten Kinnhaken ein, der ihn weit zurückschleuderte. Mufasa nutzte die Situation und stürzte sich auf Scar, rang ihn zu Boden und setzte zum entscheidenden tödlichen Hieb aus. „Stooooopp!“, schrie Simba in letzter Sekunde. „Du darfst ihn nicht töten!“ Mit besänftigender Stimme schaffte es Simba, Scar vor dem Tod durch Mufasa zu bewahren. Mufasa sah ein, dass sein Sohn Recht hatte. Und auch Scar beendete endlich sein Streben, Mufasa zu töten. Gemeinsam feierten alle Tiere gemeinsam und sangen den Song „Dance again“ von Jennifer Lopez. Nun war es dann auch soweit: Mufasa erkannte, dass Simba reif für die Krone war. In einem feierlichen Moment überreichte er ihm die Krone, unter tosendem Applaus aller Tiere und Zuschauer. „Standing in the hall of fame“ blitzte als letztes Lied von der Bühne, mit Rap-Parts der drei Hauptdarsteller Katharina, Lilo und Jonathan, die sich durch ihren unermüdlichen Fleiß beim Schreiben des Musicals ein Denkmal setzten und gemeinsam in die Johannesberger „Hall of fame“ aufstiegen.

Nach Dankesreden und zwei Zugaben – darunter dem absoluten Publikumshit „Junge“ – ließen sich die 14 Darsteller, die Band, Betreuerin Nadine und Chorleiter Timo auf der Bühne ablichten. Und schon während dem Abbau war allen klar: so ein Musical muss man in einigen Jahren noch einmal auf die Beine stellen.