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Chorgemeinschaft Johannesberg

Die Fusion von Liederkranz Oberafferbach und Edelweiß Johannesberg kam bei einer Generalversammlung am 19. Januar 1973 zustande. Am Anfang dieses Kapitels muss man schon einige Protokollauszüge anführen, die von einem überspannten Lokalpatriotismus und von einer gewissen Selbstherrlichkeit der Mitglieder in beiden Vereinen berichten.

In einer Versammlung der Edelweißsänger wurde unmittelbar nach der Gründung beantragt, dass keine auswärtigen Personen, außer Hagelhöfer, in den Verein aufgenommen werden dürfen.

1923 ließen die Liederkranzsänger nicht zu, dass der Dirigent auch den Edelweißchor leitet.

In der von zwei Weltkriegen beherrschten Zeit, die so gravierende gesellschaftspolitische Veränderungen brachte, eröffneten sich auch in der Dorfgemeinschaft mehrere gemeinsame Wege. In Würdigung aller vereinsinternen und chorischen Verpflichtung reifte nach und nach die Einsicht, bei kirchlichen und schulischen Ereignissen die Chordarbietungen gemeinsam zu gestalten. So vereinbarte man 1955 im monatlichen Wechsel eine gemeinsame Chorprobe abzuhalten. Leider blieb es nur beim guten Vorsatz, aber man vereinbarte wenigstens das gleiche Liedgut einzustudieren. Aus diesem Vorhaben entwickelte sich dann doch eine gewisse Gemeinsamkeit. Aber auch diese hoffnungsvolle Phase brachte keine dauerhafte Verbindung. Es blieb in den nachfolgenden Jahren bei den zwei getrennten Chören. Dem Wunsch der Liederkranzsänger im Jahre 1970 auf Gründung eines gemeinsamen Männerchores, konnten die Johannesberger Mitglieder nicht entsprechen, da sich zwischenzeitlich der gemischte Chor zu einer beliebten und bewährten Einrichtung herausgebildet hat.

Der Grundstein für eine Fusion beider Gesangvereine auf dem Johannesberg wurde letztendlich mit der Planung des gemeinsamen Kirchenkonzertes im Jahre 1972 gelegt. Den romantischen Namen Edelweiß haben die Johannesberger im Hinblick auf eine Vereinigung in Chorgemeinschaft umgewandelt. Die gemeinsamen Chorproben wurden im größeren Saal vom Gasthaus „Zum Lamm“ abgehalten. Diese Entscheidung war schon ein großes Entgegenkommen zur Fusion. In mehreren gemeinsamen Sitzungen beider Vorstandschaften wurden Formalitäten besprochen und eine gemeinsame Satzung ausgearbeitet. In der Fusionsversammlung am 19. Januar 1973 bekundeten die Vorsitzenden vom Liederkranzverein und vom Edelweißverein ihre Freude über den Zusammenschluss. Sie zeigten Verständnis für die Bedenken von Sängern, die diesem Vorhaben nicht folgen konnten. Die Verantwortlichen waren überzeugt, dass der große Chor seinen Beitrag zum kulturellen Leben in der Gemeinde ebenso leisten werde, wie die beiden Kleineren. Allerdings könne auch eine größere Gemeinschaft nicht ohne den Idealismus seiner Mitglieder bestehen. Mit gutem Willen könnte die gemeinsame Aufgabe ohne weiteres bewältigt werden. Diesen guten Willen zeigten zuallererst die neugewählten Vorstandsmitglieder, denn für sie galt es, alle Daten der auf 200 Personen angewachsenen Mitglieder in Einklang mit der überarbeiteten Satzung auf den neuesten Stand zu bringen. Ehrungsdaten zu ermitteln bekam Vorrang, denn schon am 7. April 1973 fand der erste große Ehrungsabend im Saal vom Gasthaus „Zum grünen Wald“ statt. 40 Mitglieder beider ehemaliger Vereine erfuhren Würdigungen für Treue und Verdienste. Diese Veranstaltung wurde als endgültiger Vollzug der Fusion gewertet.

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Mit einer stattlichen Zahl von 24 Frauen und 42 Männern konnte der Chor von nun an mit einer beachtlichen Resonanz auftreten und so seine chorischen wie geselligen Aufgaben neu beleben. Für die im Jahre 1975 neu gewählte Vorstandschaft stellte sich die große Aufgabe, das 75. Jubiläum zu organisieren. Dank der neu errichteten Schulturnhalle ergab sich eine völlig neue Veranstaltungsperspektive. Der sich inzwischen gefestigte Chor konnte sich einem breitem Publikum präsentieren. In der lokalen Presse las man die Berichte mit den Überschriften:

Die Chorgemeinschaft bewies im Jubiläumskonzert ihre Spitzenqualität.

Hohes Niveau des Chores bestätigt.

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Um dieses Niveau erhalten zu können, beteiligte sich der Chor an Schulungen, nahm an Wertungssingen des Sängerkreises teil und scheute keine Konzertbeteiligungen bei befreundeten Vereinen. Neben den immer wiederkehrenden geselligen Veranstaltungen im Jahreslauf nahm der traditionelle eintägige Vereinsausflug neue Dimensionen an. Mehrtägige Ausflüge, meist in die Alpenregion, wurden organisiert. Eine neu kreierte herbstliche Großveranstaltung in der Turnhalle unter dem Motto „Lieder zum Wein“ fand einige Jahre großen Zuspruch vom Publikum aus Nah und Fern. Die Werbung für neue Chormitglieder wurde verstärkt. Schnupperproben wurden abgehalten, in den Ortsteilen lud man zum Mitsingen ein. Der Erfolg dieser Aktionen war gering und schien hoffnungslos.

Nach Auftritten von Schülern bei internen Adventsfeiern in den Jahren 1978/79 reifte bei der Vereinsführung die Erkenntnis, dass ein Gesangverein die Aufgabe hat, jungen Menschen das Chorsingen näher zu bringen. Trotz einiger Einwendungen von Mitgliedern entschloss man sich im Jahre 1980 zur Gründung eines Kinder und Jugendchores. Als Weiterentwicklung des Kinder und Jugendchores bildete sich 10 Jahre später aus 10 jungen Damen und 3 Herren eine neue Chorgruppe. Man gab sich den Namen The Generations. Diese Namensgebung war in mehrfacher Hinsicht Synonym für die Zusammensetzung des Chores, für die Auswahl der Chorliteratur und für die Ansprache von unterschiedlichem Publikum. Neue Führungskräfte und ein junger dynamischer Dirigent entwickelten in den achtziger Jahren neue Konzertformen.

Zum 90. Jubiläum der Chorgemeinschaft wurde die Turnhalle stimmungsvoll in das Mittelalter versetz. Unter der Überschrift „Eine musikalische Reise in längst vergangene Zeiten“ brachten die Akteure – in stilechte Kostüme gekleidet – Lieder und Musik aus dem Mittelalter. Solisten, Chor und der Musizierkreis für Alte Musik aus Aschaffenburg bekamen für die gelungenen Darbietungen großes Lob vom Publikum und Presseberichterstatter.

Mit diesem Konzert eröffnete sich ein Reigen mit immer wieder wechselnder Gestaltung der Durchführung. So war auch das Konzert zum 95. Geburtstag des Vereins mit „Chormusik aus der Romantik“ überschrieben. Der gemischte Chor, der Junge Chor „The Generations“ und versierte Solisten interpretierten Vokal- und Instrumentalwerke berühmter Komponisten. Dazu versetzten zeitgemäße Kostüme, eine stimmungsvolle Kulisse und eine originelle Moderation die Besucher ins 19. Jahrhundert und ließen den Zuhörer auch zum Zuschauer werden.

Im Schwung dieser Erfolge stellten sich die Sängerinnen und Sänger immer wieder dem Leistungsmesser Wertungssingen. Das im Jahre 1996 bekommene Prädikat für zwei Liedvorträge im Martinus-Haus in Aschaffenburg, „Sehr gut“ und „Hervorragend“ berechtigte zur Teilnahme am Bundes-Chorkonzert des Maintal-Sängerbundes, welches im nachfolgenden Jahr im Stadttheater von Aschaffenburg mit Erfolg durchgeführt wurde. Zu diesen Erfolgen führte sicher auch die Erhaltung der körperlichen Fitness, die in wöchentlicher sportlicher Betätigung in der Schulturnhalle, im Wechsel für Frauen und für Männer, in eigener Regie erlangt wurde.

Mit der Nutzung des neuen Pfarrsaales ergaben sich ab 1988 erweiterte Möglichkeiten für eine Vielzahl von unterhaltsamen und geselligen Veranstaltungen in der Gemeinde. Der geräumige Pfarrsaal ermöglicht der Chorgemeinschaft im größeren Rahmen überörtliche Tagungen von Sängerkreis oder Maintal-Sängerbund auszurichten, aber auch interne Festlichkeiten abzuhalten. Beim jährlich stattfindenden Chorfasching können sich die Akteure in der Bütt‘ einer größeren Besucherschar vorstellen. Für die immer wiederkehrende Adventsfeier in der Großfamilie findet man im Pfarrsaal auch Platz für Krippenspiele oder Theateraufführungen. Mit den gesanglichen und geselligen Erfolgen in den neunziger Jahren vermehrten sich auch die Aufgaben für alle Mitglieder, vor allem aber für die Aktiven und für verantwortliche Führungskräfte.Die Chorgemeinschaft, ein verlässlicher Partner, unterstützt die Gemeinde, den Vereinsring, den Sängerkreis Aschaffenburg und den Maintal-Sängerbund nach besten Kräften. Auch im kirchlichen Raum werden die Chorgruppen bei verschiedenen Anlässen mit eingebunden. Im hundertsten Jahr der Vereinsgeschichte galten alle Bemühungen, sich bestens zu präsentieren.

Mit Rücksichtnahme auf die 800 Jahr Feier der Gemeinde Johannesberg wurde auf die Abhaltung eines Jubiläumsfestes im Festzelt verzichtet. In mehreren Veranstaltungen konnte man die Jubiläen 100 Jahre Chorgemeinschaft, 20 Jahre Kinder- und Jugendchor und 10 Jahre Junger Chor The Generations begehen. Unser Veranstaltungsreigen beinhaltete Festivitäten wie Volksliedersingen mit Herausgabe des „Johannesberger Liederbuche“, Akademische Feier mit Ehrungen, Gastchorkonzerte, Beteiligung am Dorffest und am Jubiläumsfestzug der Gemeinde, Jubiläumskonzert und ein Geistliches Konzert im Advent in der Pfarrkirche. Die Entgegennahme der Zelter-Plakette mit Urkunde für 100jähriges Singen im Chor aus der Hand vom bayerischen Kultusminister Hans Zehetmair in Landshut kann man im Millenniumsjahr 2000 als Großereignis der Vereinsgeschichte bezeichnen.

In den darauffolgenden Jahren erwiesen sich Wechsel an der Vereinsführungsspitze als schwierig. Aber auch diese prekäre Situation konnte ohne großen Schaden überbrückt werden. Im 105. Jahr des Bestehens wurde die Mitgestaltung des Adventkonzertes in der Pfarrkirche zum Höhepunkt der Chorarbeit. Die im Jahre 2006 gewählte Führungsmannschaft widmete sich vorrangig der Organisation zur Feier des 110 jährigen Bestehens der Gemeinschaft auf dem Johannesberg. Zudem galt es 30 Jahre Kinder- und Jugendchor sowie 20 Jahre Junger Chor „The Generations“ gebührend zu würdigen. Neben der Durchführung von Gastchorkonzerten, Jubiläumskonzert und Akademischer Feier mit Ehrungen, kann man die Weihe einer neuen Vereinsfahne in der Pfarrkirche mit anschließendem Festakt in der Turnhalle am 25. Juli 2010 als Jahrhundertereignis bewerten. Die Tatsache, dass sich die jugendlichen Chormitglieder von der Gruppe „The Generations“ zu diesem Akt bekannten, ebnete auch den Weg für die Übernahme von chorischen Pflichtaufgaben. Die Mitglieder des gemischten Chores baten wegen personeller Verringerung der Chorstärke und wegen Überalterung von überörtlichen Aufgaben entbunden zu werden. Der Generationenwechsel vollzog sich bei der Generalversammlung im Jahre 2012. Eine junge Führungsmannschaft, unterstützt von einigen Senioren, und junge Stimmen im Chor garantieren zur Freude aller Mitglieder den Fortbestand der Chorgemeinschaft Johannesberg. Die bis hierher tätigen Aktiven des gemischten Chores treffen sich wöchentlich zum gemeinsamen Singen im Chor und sie unterstützen die nachfolgende Generation nach besten Kräften.

Die Dirigenten der Chorgemeinschaf bis zum Generationswechsel 2012

Karl Kolb, Aschaffenburg, 1973-1982
Anton Otto, Aschaffenburg, 1982-1989
Roland Josef Pfarr, Mömbris/Rappach, 1989-2012

Die 1. Vorstände der Chorgemeinschaft bis zum Generationswechsel 2012

Erich Bayer, 1973-1975
Erich Bathon, 1975-1986
Siegfried Schimpl, 1986-2003
Ulrike Wesner, 2003-2006
Irmgard Zirpel, 2006-2012

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